Ausgemisteten Kram zu verkaufen zählt zu den nachhaltigen Methoden, Dinge loszuwerden. Neben den offensichtlichen Nachteilen (unzuverlässige Käufer, Regen am Flohmarkttag, Krempel verpacken und zur Post bringen müssen) gibt es noch zwei weitere. Diese spielen sich hauptsächlich in unseren Köpfen ab.
Obwohl wir etwas wirklich loswerden wollen, fühlen wir uns nach dem erfolgreichen Verkauf manchmal so, als hätte der Käufer uns über den Tisch gezogen.
Bei Gebrauchtwaren sucht jeder Käufer nach Schnäppchen. Die Käufer wollen möglichst wenig zahlen, selbst wenn der Gegenstand noch gut in Schuss ist oder vielleicht sogar noch in der Originalverpackung. Schließlich bekommt der Käufer selbst bei neuwertiger Gebrauchtware bei einem Privatverkauf häufig keine Garantie und keine Gewährleistung auf den Gegenstand, sofern der Verkäufer die Rechnung nicht mitliefert und das Rechnungsdatum in den Garantiezeitraum fällt. Außerdem weiß der Käufer nie, ob das gebrauchte Handy nicht irgendwo „vom LKW gefallen ist“. Ein Privatverkauf hat für den Käufer zudem immer den Vorteil, dass er, im Gegensatz zum Kauf im Einzelhandel, feilschen kann. Das macht Kleinanzeigen schließlich aus.
Als Verkäufer haben wir jedoch häufig noch den Kaufpreis im Hinterkopf. Der vielleicht deutlich höher als der momentane Marktpreis lag. Wenn wir dann unsere Sammlung Gedenkmünzen für 95 Euro verkaufen, für die wir über viele Jahre mehrere Hundert Euro gezahlt haben, tut es weh. Vielleicht fragen wir uns sogar, ob der Käufer nicht ein Händler ist, der mit unserer Sammlung den großen Reibach macht. Weil wir sie zu billig angeboten oder uns zu stark im Preis haben drücken lassen. Darüber hinaus nervt es natürlich, wenn die ersten Anfragen für unsere Sammlung bei ebay Kleinanzeigen „25 EUr“ oder „gebe dreisig“ lauten. Aber da muss man durch.
In anderen Fällen trifft uns vielleicht das schlechte Gewissen. Weil wir uns fühlen, als hätten wir den Käufer um sein wohlverdientes Geld gebracht.
Wenn wir einen Gegenstand verkaufen, mit dem wir absolut nichts anfangen können, fragen wir uns natürlich, warum eine andere Person dafür Geld ausgeben will. Schnell kommt das Bild eines traurigen Menschen auf, der Krempel kauft, um etwas Licht in sein trostloses Leben zu bringen.
Aber dieser Mensch waren ja mal wir. Schließlich haben wir das Dings gekauft, das wir jetzt wieder verkauft haben. Irgendetwas muss uns damals ja dazu geritten haben. Oder es war ein Geschenk. Dann hat es ein Freund oder ein Verwandter gekauft und sich etwas dabei gedacht. Es muss also etwas an dem Gegenstand dran sein.
Im zweiten Fall können wir unser Gewissen also leicht beruhigen. Und auch im ersten Fall ist die Sache klar. Wir wollen das Teil loswerden. Der Erlös ist zweitrangig. Wir haben uns mit dem Käufer auf einen Preis geeinigt, also sollten wir auch damit zufrieden sein und uns darüber freuen, überhaupt einen Abnehmer für unseren Krempel gefunden zu haben. Besser etwas Geld in der Tasche und keinen Gegenstand als einen Gegenstand und kein Geld in der Tasche zu haben.
Hast du schon mal etwas verkauft und es danach bereut, weil du meinst, zu wenig Geld bekommen zu haben? Oder hattest du Mitleid mit dem Käufer, weil der verkaufte Gegenstand in deinen Augen Schrott war?