Große Ausmistaktionen sind schwer. Sie kosten Zeit und Nerven. Häufig schieben wir eine solche große Aktion erst einige Zeit vor uns her, bevor wir sie letztendlich angehen. Wir wissen, dass es nicht leicht wird, uns von vielen Dingen in kurzer Zeit zu trennen.
Gerade die erste radikale Ausmistaktion gleicht häufig einem wilden Ritt auf der Gefühlsachterbahn. Dem zugrundeliegenden Wunsch, unseren Besitz zu reduzieren, stehen scheinbar fest mit den Dingen verknüpfte Erinnerungen an alte Zeiten und geliebte Menschen gegenüber. Wir fürchten, diese Erinnerungen zu verlieren, wenn wir die Erinnerungsstücke ausmisten. Wir rasen auf der Achterbahn hoch und runter und sind hin- und hergerissen zwischen ausmisten und behalten.
Doch haben wir den Schalter erst einmal umgelegt und uns Hals über Kopf ins radikale Ausmisten gestürzt, kommt die Motivation zum Weitermachen häufig ganz von alleine. Denn die erste große Ausmistaktion ist nicht nur sehr befreiend. Der Erfolg ist auch gleich deutlich sichtbar.
Im Gegensatz zu kleinschrittigen Ausmiststrategien, also zum Beispiel dem Ausmisten von zwei Dingen pro Tag, sehen wir nach einem Wochenende des radikalen Ausmistens einen deutlichen Unterschied zu vorher. Ist ja auch klar. Wenn wir Samstag und Sonntag je zwei Dinge wegwerfen ist der Unterschied marginal. Misten wir allerdings an dem Wochenende 300 Dinge aus, ist das eine ganz andere Hausnummer.
300 Dinge an einem Wochenende auszumisten klingt allerdings erst einmal sehr erdrückend. Niemand trennt sich gerne von so vielen Dingen. Aber wenn wir erst einmal angefangen haben, all unseren Kram aus den Schubladen, Regalen und Schränken auf dem Boden zu verteilen und nur das wieder einzuräumen, was wir wirklich lieben und regelmäßig nutzen, arbeiten wir uns schnell in eine Art kleinen Rauschzustand, in dem wir leichter radikale Entscheidungen fällen. Nach dem zehnten „Weg-damit“ fällt das elfte deutlich leichter.
Im Idealfall bleibt die erste große Ausmistaktion unsere einzige für eine lange Zeit. Denn wenn wir uns nach dem radikalen Ausmisten an Regel 1 und 2 halten, sollte die Anzahl unserer Besitztümer von da an nicht mehr steigen. Erst recht nicht in so einem Maße, dass sich wieder so viel Krempel ansammelt wie vor der Ausmistaktion.