Es stört ja nicht

Ich habe mich lange davor gesträubt, meine überflüssigen Müslischalen aus dem Küchenschrank auszumisten. Weil sie mich dort eigentlich nicht stören. Denn die Schalen lassen sich ziemlich gut übereinanderstapeln. Regelmäßig genutzt wird nur eine Schale. Wenn Besuch kommt auch mal zwei. Aber fünf Stück übereinander nehmen nur ganz wenig mehr Platz im Schrank weg als zwei. Warum also sollte ich die überschüssigen drei Schalen ausmisten?

Blenden wir mal die ganze Metaebene aus. Natürlich bräuchte ich den Schrank nicht, wenn nichts drinstehen würde. Ich könnte in eine kleinere Wohnung mit kleinerer Küche ziehen und so weiter. Darum soll es in diesem Artikel nicht gehen.

Sondern darum, dass manche Gegenstände uns halt doch stören, obwohl sie übereinandergestapelt kaum Platz einnehmen.

Statt uns zu fragen, ob ein Gegenstand uns stört, sollten wir uns eher fragen, wie oft und warum wir ihn nutzen. Bei meinen überschüssigen Müslischalen ist die Antwort klar: Nie. Weil ich immer die anderen zwei nehme.

Könnte jemand anderes den Gegenstand eher gebrauchen als ich? Vielleicht. Ich könnte die Schalen verkaufen oder verschenken. Sie sind ja quasi neu.

Was mich aber wirklich an den Schalen stört, ist, dass ich jedes Mal, wenn ich den Küchenschrank öffne, über diese Dinger nachdenken muss. Ich denke an sie, wenn ich eine der anderen beiden Schalen nutze. Und sogar in diesem Moment, in dem ich diesem Artikel schreibe, denke ich an meine überzähligen Müslischalen. Ich rede mir ein, dass sie mich nicht stören. Aber sie tun es eben doch!

Jeder von uns kennt solche Gegenstände. Vielleicht ist es das überzählige Paar Socken, das immer die Schublade blockiert. Vielleicht ist es das Topfset, das wir immer erst komplett aus dem Schrank holen müssen, bevor wir an unseren Brotbackautomaten kommen. Vielleicht ist es der Gartenhäcksler in der Garage, mit dem unsere Frau mal den Lack unseres 911ers zerkratzt hat. Es war ein Versehen. Trotzdem müssen wir immer wieder daran denken. Es nagt an uns. Zeit, auszumisten.

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