Eine Liste mit allen unseren Besitztümern anzulegen und regelmäßig zu pflegen führt dazu, dass wir uns intensiver mit unseren Dingen beschäftigen. Auch mit denen, die ganz hinten in unseren Schubladen versauern. Beim Blick auf die Liste stehen auch die ungenutzten Sachen in unseren Kisten und Kartons. Auf der Liste lässt sich nichts verstecken. Ein Eintrag pro Zeile.
Indem wir durch die Liste immer wieder an unsere kleinen Geheimnisse in den Schränken und auf dem Dachboden erinnert werden, hinterfragen wir den Sinn und Zweck unseres Gerümpels deutlich häufiger. Für mich stellt das einen deutlichen Vorteil der Liste dar.
Kritiker am Auflisten der eigenen Besitztümer mögen hingegen argumentieren, dass das ganze Minimalismus-Ding durch die Liste so obsessiv wird, dass wir ständig über unsere Gegenstände nachdenken, obwohl wir eigentlich das genaue Gegenteil davon erreichen wollten. Statt eines Kellers voller Krempel, dem wir keine Beachtung schenken, haben wir plötzlich einen Keller voller Krempel, der an uns nagt. Der uns beim Blick auf die Liste immer wieder vor Augen geführt wird. Der in unserem Kopf sitzt und unsere Ressourcen frisst.
Die Kritik halte ich nur teilweise für gerechtfertigt. Es stimmt natürlich, dass ich beim Blick auf die Liste mit meinen Gedanken häufiger bei Gegenständen aus meinem Keller bin, über die ich vorher nie nachgedacht habe. Allerdings miste ich beim Aufstellen der Liste alle Gegenstände direkt aus, für die ich absolut keine Verwendung mehr habe. Auf der Liste stehen also nur Dinge, die eine Chance bekommen sollen, sich in den nächsten 90 Tagen zu beweisen.
Durch die Liste stoße ich außerdem regelmäßig auf längst vergessene Schätze, die sich kurze Zeit später als nützlich erweisen. Und wenn sie das nicht tun, dann miste ich sie einige Zeit später ganz aus und streiche sie von der Liste. Dann denke ich auch nicht mehr über sie nach.