In den sozialen Medien werden regelmäßig „Decluttering-Challenges“ ausgerufen.
Dabei geht es darum, in einer festgelegten Zeit möglichst viele oder eine bestimmte Menge an Gegenständen auszumisten. Als Beweis und Motivation für die anderen Teilnehmer werden die Teilnehmenden dazu aufgerufen, ihren ausgemisteten Krempel zu fotografieren und diese Photos im Internet zu veröffentlichen.
Auf unseren Photos sehen wir, wie viel Krempel wir angehäuft haben. Der Vorher-Nachher-Vergleich motiviert uns, ein weiteres Zimmer in Angriff zu nehmen. Die Photos machen uns das Loslassen leichter, weil die Gegenstände nach dem Ausmisten nicht ganz weg sind.
Wir sehen, was die anderen Teilnehmer alles wegschmeißen. Deren Bilder motivieren uns und führen zu einem gesunden Konkurrenzdenken. Vielleicht misten wir nach der Betrachtung noch mehr Krempel aus, weil wir am Ende einen größeren Haufen als die „Konkurrenz“ produziert haben möchten.
Doch die Teilnahme an einer solchen Challenge kann auch negative Seiten haben. Nämlich dann, wenn uns die aufmunternden Worte und Likes der anderen etwas zu gut gefallen. Wenn wir für unsere Teilnahme so viel Wertschätzung erfahren, dass wir am Ende des Wettbewerbs gleich wieder von vorne beginnen wollen.
Denn um viel Kram ausmisten zu können und von den anderen bewundert zu werden, müssen wir vorher viel Kram anhäufen. Wir kommen in die Versuchung, alten Krempel nicht mehr sofort auszumisten, weil wir dafür erst in der nächsten Challenge Likes und Kommentare bekommen würden. Das Pendel schlägt in Richtung Kaufen, wenn wir zwischen Kauf und Nicht-Kauf schwanken, weil wir viele Gegenstände in der nächsten Challenge öffentlich ausmisten könnten.
Zu den ohnehin schon starken Kicks vom Kaufen und Ausmisten kommt die Bewunderung der Leute hinzu, wenn wir Bilder unserer ausgemisteten Sachen in den sozialen Medien veröffentlichen. Die Teilnahme an einer „Decluttering-Challenge“ führt dann vielleicht sogar zum Gegenteil des angestrebten Ziels.
Statt permanent auszumisten, horten wir alten Krempel oder kaufen sogar neuen, um diesen dann medienwirksam in der nächsten Challenge zu decluttern. Die bewundernden Blicke der anderen sind uns sicher. Schließlich sehen die weiteren Teilnehmer nicht, wie wir unsere Wohnung nach jeder Challenge wieder gnadenlos vollmüllen, nur um beim nächsten Wettbewerb erneut glänzen zu können.
Hast du schon einmal öffentlich an einer Decluttering-Challenge teilgenommen? Teilst du deinen Müll in den sozialen Medien?