Ausmisten ist Symptombehandlung

Ausmisten ist hart. Aber es tut gut und befreit.

Auf Facebook und Instagram präsentieren viele von uns voller Stolz die Sachen, die sie ausgemistet haben. Sie schreiben dazu, wie frei sie sich nach dem Ausmisten fühlen und wie wenig sie all die ausgemisteten Sachen vermissen werden.

Ein halbes Jahr später ruft dann jemand den nächsten großen Ausmist-Wettbewerb aus. Die gleichen Leute, die vor sechs Monaten sooo viel Zeug ausgemistet haben, nehmen wieder teil. Und wieder finden sie Unmengen Gerümpel bei sich zuhause. Natürlich stellen sie auch wieder fest, dass sie das meiste davon gar nicht brauchen. Sie fragen sich, wie sich innerhalb eines halben Jahres so viel ungenutzter Krempel bei ihnen einschleichen konnte.

Manchmal ändern sich unsere Interessen. Die Ölmalerei, die uns lange Zeit viel Spaß bereitet hat, ist vielleicht mittlerweile langweilig geworden. Also können wir die ganzen Pinsel, Farben und Bob-Ross-DVDs ausmisten. Vielleicht finden wir auch Sachen, die nicht mehr richtig funktionieren. Die wir aber nicht sofort ausgemistet haben, weil „man die ja noch reparieren könnte“. Aber beim erneuten Betrachten zur Einsicht kommen, dass wir die Sachen ohnehin nie reparieren werden. Also weg damit.

Häufig ist aber einfach unser Konsumverhalten der Grund für unsere übervollen Zimmer. Den Krempel, den wir in Schritt zwei ausmisten, haben wir uns in Schritt eins in unser Leben geholt. Wir haben zugelassen, unsere Schränke vollzumüllen, die wir jetzt mühsam entrümpeln.

Auszumisten bekämpft nur das Symptom, nicht die Ursache. Nicht der volle Schrank ist das Problem, sondern dass wir ihn immer wieder füllen, nachdem wir ihn geleert haben. Dagegen hilft nur das konsequente Hinterfragen unserer Kaufentscheidungen.

Wenn es uns nicht gelingt, unsere Eingänge zu kontrollieren, brauchen wir uns nicht für unsere Ausgänge feiern zu lassen. Darüber hinaus sollten wir uns nach einem initalen großen Ausmisten konsequent an Regel 2 halten.

So wird unser Beitrag beim nächsten Wettbewerb in den sozialen Medien zwar etwas geringer ausfallen, aber wir bekämpfen dadurch den Auslöser und nicht bloß das Symptom.

Hast du schon einmal an einer „Decluttering-Challenge“ oder dergleichen teilgenommen? Was war dir dabei wichtiger, eine aufgeräumte Wohnung oder die Likes der anderen Teilnehmer?

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