Der nicht hinterfragte Kram

Unsere Besitztümer können wir in essentielle und nicht essentielle unterteilen. Essentielle Besitztümer sind solche, auf die wir nicht verzichten können oder wollen. Eine Zahnbürste gehört für viele Menschen zu den essentiellen Dingen. Und das zu recht.

Viele Gegenstände sind allerdings nur scheinbar essentiell. Wir hinterfragen sie nicht, weil „man so etwas halt in seinem Haushalt hat“. Obwohl wir sie eigentlich gar nicht brauchen.

Wer ein Taschenmesser mit Dosenöffner hat, braucht eigentlich keinen extra Dosenöffner mehr. Viele Konserven haben außerdem mittlerweile einen Aufreißdeckel. Ein Dosenöffner ist zwar praktisch und bietet Komfort, ist aber nicht unbedingt essentiell. Trotzdem taucht er in fast jeder Liste unverzichtbarer Küchenutensilien auf.

Gerade in der Küche tummeln sich diverse weitere vermeintlich essenzielle Werkzeuge, auf die wir eigentlich gut verzichten können. Außerdem tummeln sich dort immer wieder doppelte Gegenstände oder solche mit gleicher Funktion. Wenn wir von unseren Eltern ausziehen, kaufen wir häufig ein komplettes Set Teller, Töpfe, Gläser und Besteck, von dem wir viele Teile gar nicht brauchen. Oder bekommen das alte Geschirr von unseren Eltern mit. Noch größer wird der Tellerstapel, wenn wir mit unserem Partner oder unser Partnerin zusammenziehen oder Teil einer Wohngemeinschaft werden. Bratpfannen wohin das Auge reicht. Und bei allen löst sich schon die Beschichtung, weil die Mitbewohner ständig mit der Gabel in der Pfanne rumkratzen. Ungenuss.

Ein Küchentisch ist in einer Wohnküche mit mehreren Mitbewohnern ein beliebter Ort der Versammlung. In Singlehaushalten dient er häufig nur als Abstellfläche, während das Essen auf der Couch im Wohnzimmer konsumiert wird. Im Wohnzimmer steht schließlich der große Fernseher. Der immerhin etwas essentieller als der kleinere im Schlafzimmer ist, der allerdings heute schon für viele dazugehört. Obwohl er eigentlich nicht gebraucht wird.

Küche uns Schlafzimmer sind Räume, die in kaum einer Wohnung und erst recht in keinem Haus fehlen. Je mehr Zimmer das Zuhause hat, desto verlockender wird für viele das Einrichten eines Arbeitszimmers. In dem fünf Tage pro Jahr tatsächlich mal jemand am Schreibtisch sitzt, das den Rest der Zeit allerdings nur als Abstellkammer genutzt wird. Für jahrzehntealte Dokumente, die längst hätten digitalisiert und ausgemistet werden können. Immerhin kann das Arbeitszimmer von der Steuer abgesetzt werden.

Im Gegensatz zum Esszimmer, in dem nur alle paar Monate mal zu besonderen Anlässen gegessen wird. Weil es zu aufwendig ist, im Alltag das Essen aus der Küche ins Esszimmer zu tragen. Obwohl es als Single aus der Küche zur Couch auch noch problemlos ging.

Wer damit beginnt, sich mit dem Minimalismus zu beschäftigen, hinterfragt schon nach kurzer Zeit Dinge, die bislang als unantastbar galten. Fragen wir uns am Anfang noch, ob wir ein bestimmtes T-Shirt behalten wollen, stellen wir nach einiger Zeit vielleicht unseren begehbaren Kleiderschrank infrage. Und überlegen uns dann, ob wir nicht sogar in eine kleinere Wohnung ziehen und die gesparte Miete für Reisen ausgeben könnten.

Hast du deinen Schreibtisch ausgemistet, weil du ohnehin immer nur am Küchentisch arbeitest? Oder deinen Küchentisch, weil du immer im Wohnzimmer isst?

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