In einem früheren Artikel bin ich darauf eingegangen, warum wir die Dinge in unserem Besitz immer wieder hinterfragen sollten. Das ist umso leichter, je öfter wir einen Gegenstand in die Hand nehmen. Also ein klarer Vorteil der Strategie, jeden Tag zwei Dinge auszumisten, gegenüber einer einmaligen großen Ausmistaktion.
Zwei Dinge pro Tag auszumisten hat im Gegensatz zum einmaligen Großreinemachen den Vorteil, dass wir den Nutzen unserer Dinge untereinander vergleichen.
Einmalig Ausmisten heißt, wir entscheiden uns für oder gegen einen Gegenstand. „Soll ich dieses Kleid behalten oder nicht?“ Am Ende landen wir vielleicht bei 500 Gegenständen, die wir alle behalten möchten. Ein einfaches „Ja oder Nein?“ verrät uns aber noch nichts über unsere Prioritäten.
Wenn wir über eine längere Zeit jeden Tag zwei Dinge ausmisten, kommen wir nach einiger Zeit an den Punkt, an dem wir eigentlich beide Gegenstände behalten möchten. Aus dem „Ja oder Nein?“ wird ein „Gegenstand 1 oder Gegenstand 2?“
In den ersten Tagen und Wochen des täglichen Ausmistens liegt der Fokus noch klar auf dem Wegwerfen. Wir finden immer zwei Dinge, auf die wir gut verzichten können. Eingetrocknete Kugelschreiber, altes Besteck, nicht mehr passende Kleidung. Nach einiger Zeit sind diese Dinge ausgemistet. Es hat sich herauskristallisiert, worauf wir auf keinen Fall verzichten möchten und wir haben einige Dinge entdeckt, die wir eigentlich loswerden könnten. Aber noch nicht ausmisten wollten, weil noch genug anderes Gerümpel zum Ausmisten da war.
In dieser späteren Phase lernen wir unsere Prioritäten kennen. Der Fokus geht mehr und mehr vom Wegwerfen zum Behalten. Wir wiegen die Gegenstände hinsichtlich unseres Nutzens und unserer Freude daran gegeneinander ab. Wir erkennen, dass uns die Teekanne wichtiger ist als der Tennisschläger und die Cordhose. Die Kanne ist ein klares „Ja“. Wir behalten sie. Schläger und Hose sind im Vergleich zur Kanne Wackelkandidaten. Vielleicht behalten wir den Schläger, weil wir immer noch davon träumen, irgendwann wieder auf dem Platz zu stehen.
Bei einer einmaligen Ausmistaktion hätten wir vielleicht alle drei Gegenstände behalten. Die Teekanne ohnehin, den Schläger sicherlich auch und die Cordhose mindestens bis zur nächsten Aktion im Herbst.
Statt einmal im Halbjahr eine große Ausmistaktion zu veranstalten, können wir auch nach der ersten Aktion damit beginnen, zwei Dinge pro Tag auszumisten. Das große Ausmisten katapultiert uns direkt in die Phase des Priorisierens, weil wir uns im Rahmen der großen Aktion bereits von allen klaren „Neins“ trennen und nur noch vor einem Haufen Lieblingsstücken und Wackelkandidaten stehen.