Die imaginäre kleine Wohnung

Wenn wir uns beim Ausmisten schwer tun, können wir uns vielleicht mit einem einfachen Trick behelfen.

Wir stellen uns vor, in eine besonders kleine Wohnung umziehen zu müssen. Würden wir dann alle unsere Kleidungsstücke, unsere Schuhe, unsere DVDs und unsere Dekoartikel mitnehmen? Wahrscheinlich nicht. Wir würden uns auf die Sachen beschränken, die uns am meisten Freude bereiten und die für uns essentiell sind.

Ein paar wenige Outfits, in denen wir uns immer gut angezogen fühlen, statt diverser Klamotten, die wir kaum noch tragen. Teller, Töpfe, Messer und Gabeln für den täglichen Gebrauch statt spezielles Kochwerkzeug, das wir nur selten und für ganz bestimmte Gerichte verwenden. Eine bequeme Schlafstätte. Das darf gerne ein großes Bett sein. Wir müssen ja nicht gleich auf dem Boden schlafen. Aber wahrscheinlich werden wir gut auf einen Berg aus Kissen und die Tagesdecke verzichten können. Einen Kulturbeutel mit Hygieneartikeln statt der ganzen Palette an Duschgels, Lippenstiften und Nagellack aus dem örtlichen Drogeriemarkt. Handy, Laptop und vielleicht ein Fernseher. Die notwendigen Gegenstände für unsere Hobbies statt fünf Laufhosen und drei Tennisschlägern, von denen nur einer richtig bespannt ist. Einige wenige Bücher, die wir immer wieder lesen oder in den nächsten Wochen lesen werden, statt einen ganzen Bücherschrank voller alter Schinken.

Je weniger Platz wir uns in unserer imaginären kleinen Wohnung geben, desto kritischer werden wir bei der Auswahl unserer Lieblingsstücke sein.

Wir groß ist unser Kleiderschrank? Passen mehrere Jacken rein? Oder wollen wir uns vielleicht nur auf eine kleine Kommode beschränken? Haben wir Platz für ein Regal mit einem Fernseher? Oder reicht es uns, auf unserem Laptop fernzusehen? Benutzen wir unseren Slowcooker so regelmäßig, dass er einen Platz in unserer kleinen Küche bekommen soll? Soll der Toaster auf dem Tisch oder im Schrank stehen?

In unseren momentanen vier Wänden würden wir uns diese Fragen vielleicht nie stellen. Weil wir genug Platz für unsere Bücher und unsere Küchengeräte haben und der Kleiderschrank zwar überfüllt ist, sich aber immer noch eine kleine Lücke für ein neues Accessoire finden lässt.

Unsere kleine imaginäre Wohnung schränkt uns diesbezüglich ein. Gleichzeitig bietet sie uns jedoch völlig neue Facetten der Freiheit feil.

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