Freude nehmen

Liebgewonnenen Dinge auszumisten kann schmerzhaft sein. Ebenso kann bewusster Kaufverzicht weh tun. Sich einen Gegenstand nicht zu gönnen, den wir eigentlich unbedingt haben wollen, erfordert einiges an Selbstdisziplin.

Der Freude, nur essentielle Dinge zu besitzen, steht der Schmerz gegenüber, uns andere Sachen nicht zu kaufen. Dinge, die wir uns leisten könnten und von denen wir wissen, dass sie uns Freude bereiten würden.

Sich diese Freude bewusst nicht zu erlauben klingt erst einmal irrational. Warum sollen wir freiwillig auf etwas verzichten, das wir gerne haben möchten? Wenn es irgendwo juckt, warum sollten wir uns dann nicht kratzen?

Weil wir daran wachsen. Als Kinder mussten wir auf die harte Tour lernen, dass wir manche Dinge einfach nicht haben können. Wir hatten kein eigenes Geld und unsere Eltern haben uns manche Sachen einfach nicht gekauft. Das ging vom Schokoriegel an der Supermarktkasse bis hin zum Spielzeug an Weihnachten.

Jetzt sind wir erwachsen. Wie verdienen unser eigenes Geld und stehen auf eigenen Füßen. Dabei verlernen wir irgendwann das Gefühl, nicht alles haben zu können.

Wir wissen natürlich, dass wir uns den neuesten Ferrari und eine Luxusyacht nicht leisten können. Um solche Dinge geht es nicht. Es geht um die Sachen, die für uns nicht den finanziellen Ruin bedeuten würden. Die wir haben wollen und sie uns dann einfach kaufen. Vielleicht denken wir sogar lange über den Kauf nach und schlagen erst nach reiflicher Überlegung zu. Aber richtig ins Grübeln kommen wir erst, wenn uns unser Krempel irgendwann über den Kopf wächst.

Indem wir uns diese Dinge jedoch bewusst nicht kaufen, erkennen wir, dass der Verzicht darauf kein Weltuntergang ist. Dass wir vieles nicht brauchen. Wir entwickeln Strategien, auch ohne diese Gegenstände auszukommen. Vielleicht sogar glücklich zu werden. Wir machen unsere Laune nicht mehr von unserem Besitz und dem schnellen Kick beim Kaufen abhängig.

Was hast du dir zuletzt nicht gekauft, obwohl du es eigentlich unbedingt haben wolltest? Fiel dir der Verzicht schwer? Fühlte sich dein Kaufverzicht an, als würdest du dich dadurch selbst für etwas bestrafen?

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