Einmisten

Ausmisten fällt vielen Menschen sehr schwer. Uns von Gegenständen zu trennen ist hart, selbst wenn wir wissen, dass wir sie seit ewigen Zeiten nicht mehr benutzt haben und wahrscheinlich nie wieder benutzen werden.

Wir können uns das Ausmisten etwas leichter machen, indem wir die Perspektive wechseln. Statt uns zu fragen, ob wir einen Gegenstand wegschmeißen sollten, fragen wir uns, ob wir ihn behalten möchten. Am Ende kommt es zwar aufs Gleiche hinaus, aber den Fußball wegzuschmeißen und den Volleyball nicht klingt härter als den Volleyball zu behalten und den Fußball nicht.

Nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert das Einmisten. Wir fangen quasi bei Null an. Dazu stecken wir all unseren Kram in Kisten und holen nur das heraus, was wir wirklich brauchen. Oder wir sparen uns das Umräumen und schreiben einfach alle Dinge, die wir im Laufe des Einnistens einnisten, auf eine Liste. Alles, was nach 30 Tagen nicht auf dieser Liste steht, können wir bedenkenlos ausmisten.

Zum Start des Experiments fischen wir ohne Brille und Kontaktlinsen auf der Suche nach unseren Klamotten zwar erst einmal im Trüben. Wir wissen aber ganz genau, was wir anziehen möchten. Wahrscheinlich die gute Schlabberhose und das ausgeleierte Oberteil, das wir immer zuhause tragen. Weil diese Dinge zu unseren Lieblingssachen gehören. Unsere Brille gehört vielleicht nicht zu unseren Lieblingsdingen, aber darauf verzichten können wir nicht. Sie ist essentiell für uns. Also holen wir sie aus dem Karton oder schreiben sie auf die Liste.

Mit Smartphone, Laptop, Kleidung, die wir auch in der Öffentlichkeit tragen können, Bett und Decke, Kühlschrank und Geschirr misten wir immer mehr Dinge ein. Allerdings immer nur die, die wir wirklich brauchen und benutzen. Nicht gleich zehn Teller. Sondern nur den einen, von dem wir gerade essen möchten.

Irgendwann haben wir unsere Lieblingsklamotten alle aus den Kisten geholt und getragen. Dann stehen wir vor der Wahl, die getragenen Klamotten zu waschen, damit wir sie danach wieder tragen können. Oder einfach etwas anderes zum Anziehen aus einer Kiste zu holen. Wir sollten hier den harten Weg wählen und die Sachen waschen. Schließlich verfolgen wir mit dem Einmisten das Ziel, die verbliebenen Sachen auszumisten. Wenn wir mit diesem Experiment schon so leicht unsere Lieblingsdinge identifizieren können, sollten wir das auch tun und keine Kompromisse eingehen.

Wer auf Nummer Sicher gehen will, bewahrt die nach 30 Tagen in den Kartons verbliebenen Sachen noch für einen weiteren Monat auf. Spätestens nach dieser Zeit können wir sie dann bedenkenlos ausmisten. Was wir 30 Tage lang nicht gebraucht haben, werden wir auch weiterhin nicht brauchen. Winterkleidung und Geschäftsdokumente natürlich ausgenommen. Soviel Voraussicht muss sein.

Mistest du lieber aus oder ein? Weißt du genau, was du die nächsten 30 Tage brauchen wirst und was eigentlich nur herumliegt? Hast du Klamotten im Schrank, die du seit mindestens einem Jahr nicht getragen hast? Aus welchem Grund bewahrst du sie auf?

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