Für viele Minimalisten bedeutet Minimalismus weit mehr, als nur wenige Dinge zu besitzen. Der Minimalismus zieht sich durch das ganze Leben. Er zeigt sich in der Berufswahl, in der Freizeitgestaltung und spiegelt sich teilweise sogar in der Ernährung und in zwischenmenschlichen Beziehungen wider.
Die Ausweitung des Minimalismus in andere Lebensbereiche ist natürlich keine Pflicht. Es ist vielmehr eine Konsequenz. Doch wo auch immer sie auf ihrer Reise gelandet sind – angefangen haben viele Minimalisten gleich: Mit dem Ausmisten ihrer Besitztümer.
Das Ausmisten von Gegenständen ist der einfachste Einstieg in den Minimalismus. Indem wir damit anfangen, uns Stück für Stück von unserem Krimskrams zu trennen, bringen wir den Stein ins Rollen. Am besten fangen wir klein an und trennen uns von Dingen, die wir ohnehin nicht mehr benötigen. Zu weite Hosen, eingetrocknete Kugelschreiber, alte Bücher. Allgemein alle jene Gegenstände, die keine positiven Emotionen in uns auslösen. So trainieren wir das Loslassen und bereiten uns sanft auf größere Hürden vor.
Erst später, wenn uns das Loslassen leichter fällt, wagen wir uns an schwierigere Fälle. Wenn wir erkannt haben, dass unsere Erinnerungen an schöne Zeiten nicht plötzlich weg sind, nur weil wir unsere damalige Lieblingsjeans wegschmeißen, treffen wir bessere Entscheidungen.
Obwohl es nur Gegenstände sind, die wir weggeben, stoßen viele von uns dabei gerade am Anfang immer wieder an ihre Grenzen. Manchmal fließen Tränen. Aber es befreit. Den Minimalismus später auch in andere Bereiche einfließen zu lassen geschieht dann häufig wie von selbst. Denn auf Dauer spart Minimalismus uns viel Zeit und Nerven.
Diese Zeit füllen wir dann ganz automatisch mit anderen Dingen. Dingen, die uns Freude bereiten. Wir hinterfragen unser Leben und unsere bisherigen Entscheidungen in allen Lebensbereichen. Dabei legen wir Prinzipien an den Tag, die wir vorher nicht hatten. Als wir uns alles in Haus geholt und daran festgehalten haben, ganz gleich, ob wir etwas damit anfangen oder nur einem kurzen Reiz nicht widerstehen konnten.
Vielleicht stellen wir dann fest, dass wir mit unserem Job oder unserer Beziehung nicht mehr wirklich zufrieden sind. Ein gut trainierter Loslassen-Muskel und etwas Courage ermöglichen es uns dann, das Gespräch mit unserem Chef zu suchen und ihm zu sagen, dass wir gerne weniger arbeiten möchten. Oder unsere festgefahrene Beziehung endlich zu beenden.