Tyler Durden oder Neil McCauley?

In kaum einem Blog über Minimalismus wird nicht mindestens einmal Tyler Durden aus dem Film Fight Club zitiert. Ich habe mich jedoch schon immer eher von Neil McCauley aus Heat angesprochen gefühlt.

In der legendären Restaurantszene etwa in der Mitte des Films lässt Drehbuchautor und Regisseur Michael Mann den Kriminellen Neil McCauley (gespielt von Robert De Niro) sagen:

„Du darfst dich niemals an ’was hängen, was du nicht innerhalb von 30 Sekunden problemlos wieder vergessen kannst, wenn du merkst, dass dir der Boden zu heiß wird.“

Im Original:
„Don’t let yourself get attached to anything you are not willing to walk out on in 30 seconds flat if you feel the heat around the corner.“

McCauleys Regel: Keine zu starken Bindungen entstehen lassen.

Zumindest was mein Verhältnis zu Dingen angeht, versuche ich mich an McCauleys Regel zu halten.

Doch wie können wir lernen, keine Bindung zu unserem Krimskrams aufzubauen? Bei unpersönlichen Dingen ist es leicht. Die T-Shirts von der Stange, die Pfanne von Aldi, der Schrank von IKEA: Solche Sachen sind schnell und emotionslos ersetzt und vergessen.

Deutlich schwerer fällt es bei dem Sofa, in das wir uns im Urlaub in Nepal verliebt haben. Das wir teuer gekauft und aufwändig verschifft haben. Da hängen ganz andere Erinnerungen dran. Und beim nächsten Umzug schleppen wir es wieder mit. Auch wenn es uns vielleicht gar nicht mehr so gut gefällt. Selbst wenn wir es loswerden wollten, bekämen wir kaum Geld dafür. Weil es vielleicht zu exzentrisch ist oder mittlerweile durchgesessen. Außerdem gibt das Sofa dem Wohnzimmer so einen persönlichen Touch. Wir möchten ja schließlich auch etwas damit aussagen.

Denn es ist zwar einfach, alle Möbel bei IKEA zu kaufen und nur unifarbene Shirts von H&M zu tragen. Das verleiht der Bude und dem Body aber nicht gerade Charakter. Persönlicher Krempel sagt mehr über uns aus als 08/15 Katalogmöbel und Einheitskleidung.

Aber was sagt das Sofa aus Nepal denn wirklich über uns aus? Dass wir mal in Nepal waren. Das ist vielleicht ein guter Gesprächsaufhänger für Leute, die uns kaum kennen und die sich in unser Wohnzimmer verirrt haben. Viel eher zählen jedoch die Erlebnisse auf der Reise, als das Sofa an sich. Und wie wir sie vermitteln. Denn wenn eine Reise uns wirklich geprägt hat, wird unser Gegenüber das aus unseren Gesprächen mitbekommen und muss nicht erst durch das Sofa darauf gestoßen werden.

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