Ausmisten können wir uns wie eine umgekehrte Schatzsuche vorstellen. Wir besitzen einige wenige Gegenstände, die für uns wirklich wertvoll sind. Diese gilt es zu finden. Nur im Gegensatz zu einer Schatzsuche müssen wir nicht nach ihnen suchen. Wir brauchen auch keine Schatzkarte und keinen Spaten. Denn die Dinge, die uns wirklich wichtig sind, erkennen wir sofort. Was wir häufig nutzen und schätzen liegt selten im Verborgenen. Der Rest ist Gerümpel, der uns von unseren wahren Schätzen ablenkt.
Unsere Lieblingshose liegt nicht ganz unten im Kleiderschrank, sondern vermutlich ganz oben. Sofern sie nicht gerade unsere Beine schmückt. Wir wissen meist ganz genau, wo sich unser Smartphone gerade befindet. Eigentlich ist es nie mehr als zwei bis drei Meter von uns entfernt. Weil wir es lieben.
Wenn etwas ganz unten im Stapel liegt, liegt das meistens daran, dass wir es selten bis nie benutzen. In Kisten mit dicker Staubschicht drauf brauchen wir nicht nach Schätzen zu suchen. Denn die Kiste wäre nicht verstaubt, wenn wir im Alltag nicht auf den Inhalt verzichten könnten.
Unsere wahren Schätze erkennen wir also daran, dass wir eben nicht lange nach ihnen suchen müssen.
Natürlich gibt es auch Dinge, die uns etwas bedeuten, die wir aber nicht regelmäßig nutzen. Die verstaubten Kisten sind schließlich randvoll. Um uns leichter von diesen Gegenständen trennen zu können, sollten wir sie kritisch mit unseren echten Schätzen vergleichen. Dabei wird uns auffallen, dass wir uns die Dinger heutzutage nicht mehr angucken, weil sich unsere Prioritäten längst verschoben haben.
Wie fühlst du dich, wenn du in unsere Lieblingsjeans steigst? Spürst du die gleiche Freude, wenn du das alte Freundschaftsbändchen aus dem Karton holst, das du in der Grundschule gebastelt hast? Schreibst du vor dem Zubettgehen lieber mit ein paar verheißungsvollen Kontakten über eine Flirtapp auf deinem Smartphone oder liest du dir immer wieder den vergilbten Liebesbrief mit der durch Tränen verwischten Tinte aus den Neunzigerjahren durch?