Vielen von uns wird erst nach dem Ausmisten klar, wie sehr manche Dinge als Ersatz für Aktivitäten und soziale Kontakte hergehalten haben. Je mehr wir uns bisher mit unserem Krempel abgelenkt haben, desto eher spüren wir eine Leere, wenn wir diesen ausmisten. Weil wir die Leere nicht mehr durch Konsum und sinnlose Beschäftigung füllen oder verdrängen können.
Einen Regentag können wir gut vor dem Fernseher oder der PlayStation überbrücken. Oder wir reden uns ein, etwas Sinnvolles zu tun, indem wir an einem solchen Tag unsere Wohnung putzen. Aber was machen wir, wenn es draußen regnet, wir aber keinen Fernseher und keine PlayStation mehr besitzen und unsere Wohnung aufgeräumt und sauber ist? Dann zeigt sich, ob wir mit unserer Zeit etwas anfangen, ihr einen Sinn geben können.
Wie lenken wir uns von unserem mangelnden Sozialleben ab, wenn wir nach der Arbeit nicht mehr aufs Sofa vor den Fernseher fallen können? Müssen wir dann wirklich über unseren Schatten springen und unter Leute gehen, wenn uns zuhause die Decke auf den Kopf fällt? Irgendwann bleibt uns wohl nicht mehr übrig. Wir müssen den Mut dazu aufbringen.
Unter diesem Aspekt ist eine minimalistische Lebensweise auch immer ein Schritt aus unserer Komfortzone. Sofern wir unseren Konsum nicht einfach verlagern. Statt an der Konsole zu spielen und am Fernseher fernzusehen, könnten wir natürlich beides ausmisten und stattdessen gedankenlos Katzenvideos im Internet ansehen oder Trivialliteratur lesen. Statt eines unwichtigen Termins zum bloßen Zeitvertreib könnten wir einen anderen wahrnehmen, der uns langfristig auch nicht weiterbringt. Oder mit einem Hobby anfangen, das innerhalb unserer Komfortzone liegt.
Im Keller einsam mit dem Zugführerkäppchen auf dem Kopf Modelleisenbahnen fahren zu lassen geht als Alternative zum Fernsehen nach Feierabend allerdings an der Sache vorbei. Derlei Optionen sollten wir für uns bewusst ausschließen, wenn wir die Leere als Anreiz nutzen möchten, unsere Komfortzone zu verlassen. Wenn wir uns zwingen wollen, einen Schritt nach vorne zu machen. Der erste ist am schwersten. Schon der zweite kostet etwas weniger Überwindung.
Was machst du, wenn deine Wohnung aufgeräumt und der Fernseher ausgemistet oder zumindest ausgeschaltet ist? Wie bringst du verkaterte Sonntage hinter dich? Mit Rollmops und Freunden oder Netflix und zugezogenen Vorhängen?